Teams in Herausforderungen | Lorenz-Seminare

Die Pandemie ist nun schon über ein Jahr Teil unseres Alltags. Eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft und eine ganz besondere für alle Menschen in Krankenhäusern und Arztpraxen. Doch wie kommt man dort als Team in einer solchen Situation seinen Aufgaben nach und dabei selbst gut über die Runden? Ein funktionierendes Gesundheitswesen ist doch gerade jetzt enorm wichtig. Ein kurzer Diskurs über Teamentwicklung und Führung in einer besonderen Zeit.

Das muss einfach laufen, oder?

Wo immer wir uns dem Gesundheitswesen anvertrauen, unserer Ärztin, dem Pfleger, in der Praxis oder dem Krankenhaus – in Krankheit und Not erwarten wir bestmögliche oder sogar maximale Hilfe. Die Abläufe stimmen von der Ankunft bis zur Entlassung, das Team begegnet uns freundlich und verständnisvoll, die Therapie greift und alsbald können wir uns gesundet wieder unserem eigentlichen Leben widmen. So sollte das wohl sein oder entspricht den Erwartungen sehr vieler. Es muss einfach laufen, oder?

Stattdessen Herausforderungen für alle

Die Realität sieht jedoch anders aus. Krankheiten gehören zum Lebensalltag, von der Geburt bis zum Tod. Sie können uns bewusst machen, wie wertvoll unsere Gesundheit ist und auch zurecht rücken, was wir sonst so alles priorisieren tagein, tagaus. Und sie motivieren nicht erst seit Hippokrates Menschen weltweit zur Suche nach Therapien, Arzneien und Hilfsmitteln, Gesundheit zu erhalten oder wieder herzustellen. Seit dem Ausbruch der Pandemie, unter der die globale Welt ächzt wie selten, ist deutlich geworden, wie nötig ein funktionierendes Gesundheitswesen für uns alle ist. Wie nötig es Menschen braucht, die sich 24 Stunden am Tag für die Heilung anderer einsetzen. Und wir können alle erkennen, wenn wir hinsehen, welche Belastungen das für die Beteiligten mit sich bringt.

Sind schon die üblichen Krankheiten eine Herausforderung, so erhöht die Pandemie den Druck auf alle noch sehr viel mehr. Das hinterlässt Wirkung. Dieser Dauerstress nun schon über ein Jahr mit der Aussicht auf Verlängerung ermüdet und diese Kombination aus erhöhtem Einsatz und der ständigen Gefahr, selbst ebenfalls zu erkranken, macht mürbe. Eine Lage, die die Helfer selbst zu Bedürftigen machen kann und dies in vielen Fällen ja auch tut.

Den Helfern helfen

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Ob bei niedergelassenen Ärzten, im Krankenhaus in Pflegeheimen – es ist enorm wichtig für uns alle, dass auch den Helfern Hilfe angeboten wird. Damit ist nicht ausschließlich monetäre Unterstützung gemeint.

Was bietet sich an? Wir können aus Bereichen lernen, in denen Menschen auch außerhalb der Pandemie dauerhaft vergleichbaren Dauerstresssituationen ausgesetzt sind. So sind dies zum Beispiel die Sozialhelfer in staatlichen und kommunalen Organisationen, die sich beispielsweise in verhaltensauffälligen Familien bei Gefährdungssituationen um das Kindeswohl kümmern. Die Möglichkeit, das in Worte zu fassen, suggeriert Kontrollfähigkeit, was wir uns von Staat und Kommune ja auch wünschen. Doch im Alltag gesellen sich oft Hilflosigkeit und Aussichtslosigkeit hinzu. Sie müssen oft zusehen, wie ihre Bemühungen ins Leere laufen und kein Erfolg eintritt. Eine enorme Dauer-Stresssituation.

Angebote zur Begleitung

In gut geführten Teams wird darauf reagiert und auch die Helfer erhalten kompetente, professionelle Hilfe. Unbedingt zu nennen sind hier:

Supervision

Ein Supervisor begleitet Teams und Einzelpersonen oft dadurch, dass gemeinsam reale Fälle vertraulich besprochen und aufgearbeitet werden. Auf diese Weise wird sowohl der fachliche Austausch im Team gefördert, Lernprozesse zwischen Experten werden angestoßen, aber auch individueller Stress abgebaut. Innere Belastung und Sorgen erhalten ein kontrolliertes Ventil nach außen treten zu dürfen. Oft eine ganz große Entlastung für die Betroffenen. Aussprechen, teilen, verstanden werden.

Teamcoaching

In vielen Fällen arbeiten Menschen im Team tagein und tagaus zusammen. Ein Teamcoach hilft durch seine Begleitung, Teamprozesse zu optimieren, Konflikte (völlig normal in Stresssituationen) frühzeitig zu erkennen und geeignet zu bearbeiten, drohende individuelle Ausfälle frühzeitig deutlich zu machen und aufzufangen. Oft wächst ein Team in solchen Belastungslagen sogar noch mehr zusammen. Eine funktionierende Krisenführung und passende Hilfen sind dabei wichtige Arbeitsmittel.

Teamentwicklung

In einer professionellen Teamentwicklung bereitet sich ein Team in einem zeitlich begrenzten Event auf besondere Herausforderungen frühzeitig vor. Verantwortung, Aufgaben und Rollenverteilung werden geklärt. Durch geeignete Maßnahmen wird der Teamgeist gestärkt und das Team tritt deutlich geschlossener Herausforderungen entgegen.

All diese Maßnahmen sind nicht isoliert zu betrachten, sondern können sehr gut miteinander kombiniert werden. Falls Sie selbst in der Verantwortung stehen, ein Team zu führen, als Arzt, Ärztin oder Pflegeleitung: Wie begleiten Sie sich selbst und Ihr Team in diesen besonderen Zeiten? Bleiben Sie gesund!

von Karl Heinz Lorenz. Trainer bei Lorenz-Seminare