Japan und Deutschland, eine Win-Win-Situation | Lorenz-Seminare

Japan und Deutschland sind führende Wirtschaftsnationen in ihren Regionen und sie gehören beide zu den einflussreichsten, mächtigsten Staaten weltweit. Unternehmen aus beiden Ländern engagieren sich wirtschaftlich im jeweils anderen Land. Dabei gibt es besonders in der Kommunikation und in der direkten, persönlichen Zusammenarbeit immer wieder Möglichkeiten zur Optimierung und zum beiderseitigen Lernen.

Was Deutschland für japanische Unternehmen so interessant macht

Seit mehreren Jahren läuft die Konjunktur in Deutschland auf Hochtouren. Die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft ist enorm und es herrscht Vollbeschäftigung in fast allen Bereichen. Innerhalb der europäischen Wirtschaftsgemeinschaft liegt Deutschland nicht nur regional in der Mitte, es ist als wirtschaftlich stärkstes Land Europas auch die Dreh- und Angelscheibe für Unternehmen, die den Erfolg in Europa suchen. Einige Länder, wie zum Beispiel China, haben dies erkannt, und sie sind dabei, kräftig in Deutschland zu investieren, sich an Unternehmen zu beteiligen, um auch langfristig in dieser Region präsent zu sein.

Gemeinsamkeiten

Japan und Deutschland verbindet eine lange Tradition. Sie beruht vor allem auf einigen sehr ähnlichen Werten. Beide Länder gelten in ihren Regionen als besonders leistungsfähig, führend in Technologie, Wirtschaft und zukunftsweisender Forschung. Die Menschen in beiden Ländern haben ein überdurchschnittliches Bildungsniveau, setzen auf Fleiß, Sauberkeit, ein hohes Maß an Zuverlässigkeit und Loyalität und gelten, auch das ist eine Gemeinsamkeit, beide in ihren Regionen eher als etwas “distanziert”. Produkte aus beiden Ländern zählen zu den Toperzeugnissen der Weltwirtschaft, besondrrs was die Kombination aus Qualität und Funktionalität angeht.

Gleichzeitig gibt es aber auch deutliche Unterschiede. Während Japaner in Europa beispielsweise als besonders höflich wahrgenommen werden (Dass sie es sind, kann ich aus Arbeitsaufenthalten in Japan unbedingt bestätigen.), haben Deutsche eher den Ruf etwas zu direkt zu sein und in ihrer etwas diktatorischen Korrektheit dann sogar unhöflich zu wirken. Betritt man in Japan als Kunde ein Geschäft, so erlebt man meist Kundenorientierung in Vollendung, während man in Deutschland gerade in diesem Punkt leider immer wieder Erfahrungen mit unhöflichen Angestellten machen muss.

Was beide unbedingt verbindet, ist ein hoher Anspruch an Leistung und Erfolg insgesamt gesehen.

Raum für Orientierung: Kommunikation

Viele japanische Unternehmen sind bereits seit Jahren in Deutschland aktiv und auch erfolgreich. Gleichzeitig gibt es immer wieder Gelegenheiten zur Optimierung dieser Zusammenarbeit, insbesondere in der Kommunikation. Ob in Einkaufs- oder Verkaufsgesprächen, in Diskussionen oder bei Entscheidungen, ob in Führungssituationen oder in der Teamkommunikation – hier funktionieren Japaner und Deutsche doch etwas anders.

Deutsche Kunden schätzen ein höheres Maß an Offenheit und eine gewisse Direktheit von Verkäufern und Verkaufsberatern. Im Grunde genommen egal, ob die Begegnung in einem Ladengeschäft oder beispielsweise auf einem Messestand stattfindet. Und viele japanische Unternehmen nutzen hier Deutschland, als einen der wichtigsten Messeplätze weltweit!

Interview

Einige Fragen an Thomas Ito, 49, Übersetzer und Experte für japanisch-deutsche Kommunikation:

Wie können Japaner in eine Unterhaltung mit Deutschen sehr positiv starten?

Ich denke, die meisten Deutschen lieben ihr Land. Und sie sind stolz auf seine Errungenschaften. Insofern dürfte es klug sein, “typisch Deutsches” zu loben: Die Autobahn zum Beispiel, das deutsche Bier, die gute deutsche Wurst…und natürlich Goethe! Hitler hingegen sollte man nach Möglichkeit nicht erwähnen: Der ist den Deutschen ziemlich peinlich, über den spricht der gemeine Deutsche nicht besonders gerne.

Welche japanische Gewohnheit sollte man in Deutschland eher vermeiden?

Schlürfen gilt in Deutschland als unhöflich…auch, wenn es in Japan wohl beim Nudelsuppenessen durchaus üblich ist. Was Deutsche aber wirklich nachhaltig verwirrt, ist beständiges Entschuldigen – während in Japan ein “Sumimasen” zum guten Ton gehört, wird der Deutsche oft verwirrt zurückfragen: “Wofür entschuldigst du dich denn dauernd?” Also lieber einmal weniger entschuldigen, sonst denkt der Deutsche noch, sein japanisches Gegenüber hätte einen Schuldkomplex.

Ein Tipp für bessere Teammeetings mit deutschen Kollegen?

Wenn ein Japaner sagt: “Das ist schwierig”, dann versteht ein Deutscher: “Das ist machbar, wenn wir uns nur anstrengen.” Und das ist leider oft das genaue Gegenteil von dem, was eigentlich gemeint war. Insofern ist bei Meetings mit Deutschen manchmal ratsam, die Worte “Geht nicht, nein, das kriegen wir nicht hin.” offen auszusprechen. Das erfordert zwar manchmal Mut, ist aber immer noch besser als der Tod durch Karoshi.

Der Schlüssel zum Verständnis der Deutschen?

“An deutschem Geist und deutschem Wesen soll noch einmal die Welt genesen.” So hat Heinrich Heine einst gedichtet, und dieser Satz hat sich tief in die kollektive DNA der Deutschen eingeprägt: Sie sind oft sehr von sich eingenommen. Im Zweifel hilft da nur viel Geduld und Verständnis für diesen kleinen “Tick”, wenn das deutsche Gegenüber wieder alles besser wissen, besser können will. Wenn man ihn einfach mal machen lässt, wird der Deutsche früh genug erkennen, wenn er sich verrennt…und ist dann für konstruktive Vorschläge, wie man´s besser machen kann, meist ehrlich dankbar.

Raum für Optimierung: Führung

Innerhalb von Unternehmensorganisationen werden die Unterschiede noch etwas deutlicher. Die Hierarchien und die Zusammenarbeit über die Hierarchien hinweg funktioniert jeweils etwas anders.

Deutsche Mitarbeiter werden über etwas mehr individuellen Freiraum geführt, japanische Mitarbeiter setzen deutlich mehr auf die Arbeit im Netzwerk, im Team. Daher kommt auf Führungskräfte, wollen sie mit ihren Teams für das Unternehmen erfolgreich sein, ein etwas anderer Führungsstil zu. Der Führungsstil in Deutschland ist sehr situativ, etwas flexibler und sehr auftragsbezogen. Auf einen simplifizierten Nenner gebracht: Die Führungskraft bespricht mit Mitarbeitern einen Auftrag mit Inhalten, Rahmenbedingungen und Zielen UND überlässt dann mehr oder weniger den Mitarbeitern in einem hohen, selbständigen Maß die Umsetzung. Voraussetzung hier ist ein hoher Skill der Mitarbeiter, Eigenmotivation und Selbstverantwortung. Direktives Führen wird zunehmend weniger ausgeführt und unter Umständen von Mitarbeitern auch deutlich zurückgewiesen.

Eine Empfehlung

Produkte aus Japan genießen einen ausgezeichneten Ruf und Japaner sind in Deutschland herzlich willkommen. Sie werden als zuverlässige, fleißige und leistungsfähige Geschäftspartner wahrgenommen. Deutschland ist nicht nur ein interessantes, sondern entscheidendes Land für Unternehmen aus Japan, die in Europa den Erfolg suchen. Dies gilt sowohl für das B2C Business-to-customer, wie für das B2B Business-to-business-Geschäft. Es ist dabei unbedingt empfehlenswert für Unternehmen, Manager und Experten, die nach Deutschland entsendet werden, diese auf die interkulturellen Gemeinsamkeiten und Unterschiede, sowie auf die jeweils aktuellen gesellschaftlichen und wirtschaftspolitischen Umstände sehr gut vorzubereiten.

von Karl Heinz Lorenz

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