Krisen bewältigen: Die Perspektive entscheidet

Eine Veränderung jagt die nächste. Eine Krise löst die andere ab und weitere stapeln sich gleichzeitig um uns herum. Was tun? Wie damit umgehen? Wir waren längere Zeit einigermaßen in Watte gepackt und haben, das trifft für manche von uns zu, angesichts dunkler Wolken am Horizont schon gerne mal den Kopf halb oder ganz in den weichen Sand gesteckt. Krisenfest oder sogar krisensicher? Weit gefehlt bei vielen. Es fehlen oft sowohl praktische Erfahrungen im Umgang damit, als auch die passende Einstellung. Zudem fehlen häufig die methodischen Werkzeuge, wie eine gute Kommunikation und Führung auch unter Druck und Stress bestehen kann. Schauen wir also genauer hin, welche Tipps sich anbieten, um Krisensituationen deutlich besser angehen zu können. Natürlich nicht im technischen oder finanziellen Sinne, sondern ganz was unsere Einstellung und die persönliche Wahrnehmung betreffen.


Das ist doch nicht normal!

Krisen bedeuten Gefahren, Ängste und Druck. Diese wirken sich schnell und unmittelbar auf unsere Psyche aus. Greifen uns diese Gefühle erstmal im Nacken, dann herrscht in unserem Kopf kein Normalbetrieb mehr. Wo wir sonst in Ruhe überlegen und für viele tägliche Aufgabenstellungen auch gute Lösungen finden, kann sich schon mal Panik breit machen. Wir reagieren eventuell fahrig und unüberlegt und die nächsten Schritte, die daraus resultieren, sind oft genug nicht die allerbesten. So mancher macht im Schock mehr kaputt als gut. Das gilt auch bei Situationen, in denen Organisationen, wie Unternehmen oder auch mal ein ganzer Staat, in den Krisenmodus fahren. Unerfahrene und eventuell nicht krisenfeste Führungskräfte sind dann schon mal Situationen ausgesetzt, auf die sie weder vorbereitet sind, noch für die sie praktische eigene Erfahrungen mitbringen. „Schnell, schnell raus aus der Gefahr, raus aus dem Druck“ fällt oft die spontane Reaktion aus – und dabei werden nicht selten Kollateralschäden verursacht, die den drohenden Hauptschaden manchmal locker übersteigen.


Das wird interessant!

Wie also schaffen das diejenigen, deren Hauptaufgabe in der Bewältigung von Krisensituationen besteht? Wie schaffen sie es, auch in Ausnahmesituationen die Ruhe zu bewahren, um kontrolliert ihren Job machen zu können, zu helfen, zu schützen und zu retten? Die Profis in diesem Geschäft, das sind beispielsweise das THW, unsere zahlreichen Feuerwehren, der Notarzt, und auch – das macht die Ukraine-Krise sehr, sehr deutlich – das Militär und eben alle Menschen, die in diesen Organisationen arbeiten und deren Kompetenz ausmachen. Es schadet nicht, hier einmal über die Schulter zu schauen, um einige Tipps aus diesen Bereichen für die Entwicklung der eigenen Krisenfestigkeit mitzunehmen. Starten wir mit einer sehr wichtigen Grundlage: Das ist die Haltung, die wir solchen Ausnahmesituationen entgegenbringen. Für all die vorgenannten Gruppen sind Krisensituationen nicht nur eine Bedrohung, etwas Beängstigendes, sondern vor allem eine Herausforderung. Eine Aufgabe, die zur eigenen Sinnhaftigkeit, zur eigenen Bestimmung dazugehört. Wenn beispielsweise ein Brand ausbricht und ein Mitglied der Feuerwehr so rasch als möglich in seine Uniform und Ausrüstung springt, dann schlüpft er auch in eine Rolle hinein. Raus aus dem Alltag, rein in die Feuerwehraufgabe und schon erhält unser Kopf Impulse, diese Rolle auch anzunehmen. Wir fühlen uns dann einer Katastrophe nicht mehr nur ausgeliefert, sondern greifen viel kontrollierter und deutlich weniger panisch auf die klaren Gedanken und wichtigen Werkzeuge zurück, die wir benötigen, um die anstehenden Dinge zu bewältigen. Unser Kopf kann das grundsätzlich schon, doch braucht er in besonderen Fällen den richtigen Impuls, den „Schalter zum Rollenwechsel“, damit das möglichst rasch und wirkungsvoll klappt. Probleme werden zu Aufgaben und größeren Schwierigkeiten zu Herausforderungen, denen wir uns stellen. Es geht nicht darum, Dinge schönzureden oder Gefahren zu ignorieren. Wir nutzen einfach die Tatsache, dass wir selbst, großen Einfluss auf die Wahrnehmung der Dinge um uns herum haben. Ob wir Umstände als Probleme oder Herausforderungen sehen, das können wir entscheiden.


Praktische Anleitung in drei Schritten

Eine typische Herangehensweise, die wir von unseren Profi-Krisenhelfern gut übernehmen können, ist ein Vorgehen in drei simplen Schritten, die ganz häufig eine gute Wahl bei Krisensituationen sind:

Erstens: Fakten auf den Tisch! Je schneller gesicherte Daten zur Verfügung stehen, desto besser die Ausgangslage für sinnvolle Maßnahmen. Zweitens: Diagnose. Die Fakten auf dem Tisch werden im Zusammenhang gesehen und daraus Schlüsse gezogen. Drittens: Aufgrund der Fakten und ihrer Beurteilung können jetzt die günstigsten Maßnahmen eingeleitet werden.

Je sicherer all das noch im Krisenstab und Einsatzteam kommuniziert wird, desto sicherer gehen erfahrungsgemäß die Helfer an die Sache. Positive Kommunikation ist gefragt, Jammern und Klagen haben hier keinen Platz. Für die Führung in akuten Situationen empfiehlt sich oft das Prinzip „Führen von vorne“. Dieses Führungsprinzip bringt gleich zwei wichtige Vorteile. Einerseits stehen Informationen unmittelbar und schnell der Führung zur Verfügung, und andererseits kann das motivatorische Element einer Führung schneller und wirkungsvoller in die Maßnahmen eingebracht werden.

#niemehrjammern

Ob wir Krisen fortan als spannende Aufgaben, interessante Herausforderungen und die besten Gelegenheiten sehen, all das einzubringen, was wir gelernt haben und was in uns steckt – das können wir, Sie und ich, hier und jetzt entscheiden. Es ist unsere Zeit, es ist unsere Welt, es sind unsere Herausforderungen. #niemehrjammern seien Sie dabei!