Was kann Coaching wirklich? | Lorenz-Seminare

Ob es um Stress im Beruf, ein kritisches Gespräch mit einem Mitarbeiter, dem Vorgesetzten, einem Geschäftspartner geht oder ob Fragen zur persönlichen Entwicklung anstehen – “Suche Dir einen guten Coach, dann kommst du weiter!” Diese Empfehlung wird von Kollegen oder Personalentwicklern recht oft in solchen und vergleichbaren Situationen gegeben. Doch was vermag Coaching wirklich zu leisten und wann ist ein Coach “gut” für Sie?

Coaching als Transportmittel zum Ziel nutzen

Coaching ist heute in der Personalarbeit, neben Trainings und Workshops, eines der wichtigen Standardinstrumente zur Personalentwicklung. Vor allem bei individuellen, auf einzelne Personen bezogenen Aufgabenstellungen kommt dieses zu Recht immer häufiger zum Einsatz. Schauen wir uns also einmal an, wie das funktionieren kann.

Ein sehr wesentlicher Bestandteil eines erfolgreichen Coachings ist die aktive Zusammenarbeit des Klienten (des “Coachees”) und des Coaches. Oftmals beuaftragen Unternehmen externe Coaches um “die Mannschaft” oder einfach nur “den Herrn Meier” mal wieder “auf Trab” zu bringen. Vor dem Coach sitzt dann ein sogenannter “Besucher”, der eigentlich garnicht genau weiß, was er hier soll. Das sind ungünstige, sogar recht häufige, jedoch keine unmöglichen Voraussetzungen für ein erfolgreiches Coaching. Erste Aufgabe des Coaches ist in diesem Fall, eine gemeinsame Basis für die Zusammenarbeit zu schaffen, um den “Besucher” zu einem tatsächlich mündigen selbstbestimmten Coachees zu machen. Was nichts mit überreden zu tun hat. Freiwilligkeit seitens des Klienten ist oberstes Gebot. Damit wäre die beste Voraussetzung für ein Coaching geschaffen: ein Klient, der etwas für sich tun will, etwas erreichen will, und dies so konkret wie möglich.

Der Begriff des Coachings kommt von “Kutsche”. Damit ist Coaching als eine Art Transportmittel zu verstehen, das der Coachee nutzt, um seine Ziele zu erreichen. Die oben angesprochene Freiwilligkeit des Klienten wird oftmals unterschätzt. Für das Unternehmen ist zu bedenken, dass das Ziel, was das Unternehmen mit dem Coaching erreichen möchte, nicht unbedingt auch das Ziel des Mitarbeiters ist. Hier kommt also oftmals ein sogenannter Dreiecksvertrag zu Stande, bestehend aus drei Vertragspartnern: Dem Auftraggeber (Unternehmen) mit dessen Zielen, dem Coachee mit eventuell abweichenden Zielen und des Coaches. Aufgabe des Coaches ist es nun, diese Zwickmühle, die vorkommen kann, aber nicht muss, anzusprechen und aufzulösen, so dass daraus eine, für alle Beteiligten, tragfähige Beziehung entstehen kann. Im Idealfall eine win-win-Situation für alle Parteien herauszuarbeiten. Ist dies geschehen, steht dem erfolgreichen Coachingverlauf nichts mehr im Wege.

Definition: “Coaching refers to guidance and feedback about specific knowledge, skills, and abilities involved in a task.” (Zitat aus “The Bass Handbook of Leadership”, Bernard M.Bass, New York, 2008)

Rechnet sich Coaching überhaupt?

Eindeutig: ja! Früher war Coaching nur dem oberen Management und dem Spitzensport vorbehalten. Heute haben Unternehmen den Nutzen von Coachings erkannt und wissen, dass sich, die Mitarbeit des Klienten vorausgesetzt, das Coaching durchaus rechnet. Studien haben ergeben, dass der Nutzen die Kosten von Coachingmaßnahmen teilweise um bis zu 120 % übersteigt. Bessere Konfliktlösungen, besserer Umgang mit Risiken, reibungsloser laufende Change-Prozesse und weniger Krankheitstage sind wiederholt belegte Wirkungen von Coachingprozessen, so Uwe Böning, einer der Pioniere des Business Coachings, der sich mit hunderten von wissenschaftlichen Studien zu dem Thema Coaching gewidmet hat. Gerade im Bereich der Mitarbeiterführung kann Coaching einiges bewegen, da der Coach Spiegel für die Führungskraft ist und somit einen Abgleich zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung schaffen kann. Das wirkt sich auch auf die Karriere positiv aus, denn dadurch wird die Führungskraft authentischer und schafft, was die Hirnforschung belegt, mehr Vertrauen zu den Mitarbeitern. Kongruenz und Transparenz schafft Vertrauen. Vertrauen wirkt sich äußerst positiv auf die Motivation der Mitarbeiter aus. Wieder eine win-win-Situation für Mitarbeiter und Führung.

Da im Coaching klare Ziele gesetzt und erarbeitet werden, wird, sozusagen als positiver Nebeneffekt, die Willenskraft zusätzlich trainiert. Willenskraft ist ein wesentlicher Faktor für die berufliche Weiterentwicklung. Nach einem Coaching haben die Klienten wesentlich klarere Ziele vor Augen und bessere Umsetzungsstrategien. Auch innere Konflikte, die sich hemmend und energieraubend auswirken, werden erkannt und bearbeitet. Damit kann mehr Energie in die eigentlichen Ziele fließen und die innere Zerrissenheit nimmt ab, was zu mehr Zufriedenheit führt. Kein unwesentlicher Aspekt, gerade für die zwischenmenschliche Zusammenarbeit und die Familie zu Hause. Für einschlägige Experten auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Untersuchungen der Wirksamkeit von Coachings steht fest, dass kein Weiterbildungsangebot Führungskräfte besser darin unterstützen kann sich in einer neuen Rolle zurechtzufinden, als Coaching. Gerade auf dem Weg vom Mitarbeiter zur Führungskraft kann es zu Rollenkonflikten und Unsicherheiten kommen und ein Coaching als das Mittel zur Wahl werden lassen.

Die Wissenschaft liefert damit klare und eindeutige Beweise dafür, dass ein Coaching indirekte positive Wirkung auf die Karriere hat.

Wie finde ich “meinen” Coach?

Worauf sollte ich bei der Auswahl eines Coaches achten? Da Coach kein geschützter Begriff ist, sollte nach Qualifizierungen und Standards Ausschau gehalten werden. Laut weitreichender Meinung, sollte eine qualifizierte Coaching-Ausbildung mindestens 250 Stunden umfassen. Die Ausbildung zum Master-Coach DVNLP ist mit über 360 Stunden und gut 60 Tagen, beispielsweise die derzeit umfangreichste Coaching-Ausbildung auf dem deutschen Markt und umfasst festgelegte Ausbildungs- und Prüfungsstandards. Es gibt verschiedene Ansätze, mit welchen Methoden Coaches arbeiten. Meiner Meinung nach ist ein sinnvoller Methoden-Mix eine wichtige Voraussetzung für ein gutes Coaching. Systemisches Arbeiten, Transaktionsanalyse und NLP bilden beispielsweise eine fundierte Basis, um sowohl Auswirkungen von Veränderungen im Blick zu behalten, die Augen und Ohren für einschränkende, unbewusste Verhaltensmuster zu spitzen, als auch das entsprechende Fingerspitzengefühl und Know-How für veränderungswirksame Techniken zu haben. Denn was bringt es einem, wenn man seine Einschränkungen erkannt hat, aber keinen wirksamen Weg um tiefgehende Veränderungen zu bewirken? Damit wendet der Coach die Methoden nicht nur an, sondern hat sie so verinnerlicht und verstanden, dass er sich flexibel auf die Wünsche und Ziele von Auftraggeber und Coach einstellen kann. Für jeden Klienten wird sozusagen ein komplett neues und individuelles Coaching entwickelt. Jeder Mensch ist einzigartig und somit darf auch der Anspruch an ein professionelles Coaching Einzigartigkeit sein. Um dies zu gewährleisten, greift der Coach auf bestimmte Systematiken zurück, die dabei helfen, den Klienten in seiner individuellen Persönlichkeit zu verstehen. Denn nur dann kann er auch etwas anbieten, was auf dem Weg zur Veränderung hilft. Jetzt kann es sein, dass manche von dem Begriff “Veränderung” abgeschreckt werden und sagen, dass sie sich nicht verändern wollen. Dazu fällt mir ein schönes Zitat ein, das lautet: “wenn Du immer der Selbe bleiben willst, musst Du bereit sein, Dich ständig zu verändern”. In unserer schnelllebigen Zeit ist Stillstand Rückschritt. Auch wenn wir uns nicht verändern, verändert sich unser Umfeld. Um darin weiter gute Ergebnisse liefern zu können, darin weiter bestehen zu können, sind Anpassungsleistungen notwendig, die weniger mit unterordnen und mehr mit flexibler Autonomie zu tun haben. Sie kennen sicher den Ausspruch: “Der Flexiblere führt.”

Wofür kann Coaching in Anspruch genommen werden?Fotolia 57325018 M

Kein Spitzensportler wäre jemals an die Spitze gekommen, ohne einen Coach, der ihm immer wieder Feedback gibt und ihn immer wieder konstruktiv konfrontiert. Weshalb sollten nur Spitzensportler und Top Manager in den Genuss dieses Privilegs kommen? Heute gibt es die Möglichkeit für jeden Mitarbeiter Coachings in Anspruch zu nehmen. Und es geht keineswegs darum, dass da bei einem Mitarbeiter etwas nicht “funktioniert” und es mit Unterstützung eines “Seelenklempners” “repariert” werden muss. Es geht vielmehr darum, das Potenzial freizulegen und zu entwickeln, was in jedem Menschen schlummert. Darum, zu unterstützen, wo Reflektion von außen nötig ist. Beispielsweise um zufriedener zu sein, mehr Motivation zu entwickeln, ein besseres Arbeitsklima zu schaffen und vieles mehr.

Eine gute Empfehlung: “If a prospective coach can´t tell you exactly what methodology he uses – what he does and what outcomes you can expect – show him the door.” (Anne Scoular: How to Pick a Coach? Business Coaching, 2009)

Der Coach wendet, unabhängig vom Thema, welches der Coachee zum Gegenstand des Coachings macht, verschiedene Methoden an, die dabei helfen:

– Klare Ziele zu formulieren und Lösungswege dafür zu finden.

– Den Zugang zu den eigenen Potenzialen und Ressourcen zu ermöglichen.

– Blockaden und Hemmungen aufzulösen.

– Rollenklarheit zu bekommen.

– Selbstreflektion und Perspektivwechsel einzuleiten.

– Handlungsoptionen zu entwickeln.

– Neue, für den Klienten als sinnvoll erachtete Verhaltens- und Denkmuster zu erarbeiten.

Neben den herkömmlichen Methoden und einer direkten Begleitung im Job, gibt es auch außergewöhnlichere Ansätze, wie beispielsweise Outdoor-Coaching: Hier verbringt der Coachee einige Zeit, von Stunden bis mehreren Tagen, mit dem Coach in der Natur. Das bietet viel Raum für Ruhe und Reflektion. Die Wirkung ist mitunter beeindruckend, da der Perspektivwechsel wesentlich stärker eingeleitet werden kann, als im Beratungszimmer. Ein weiterer Ansatz ist die Unterstützung von Tieren, wie beispielsweise Pferden. Das kann gerade dann äußerst sinnvoll sein, wenn es um glasklares und vorbehaltloses Spiegeln der eigenen Ausstrahlung und Wirkung geht. Denn ein Pferd spiegelt das Verhalten und die innere Haltung vorbehaltlos wider. Das ist auch nicht immer angenehm, bietet aber sehr viel Potenzial für ein Umdenken. Letztlich bestimmen Anlass, Ausgangssituation und Budget die Wahl der Mittel und Methoden, um die Ziele des Coachees voran zu bringen.

von Marco Plass, Trainer bei Lorenz-Seminare